Gründungsprotokoll der FFW Diebach

Das Gründungsprotokoll der Feuerwehr Diebach befindet sich auf der ersten Seite des Protokollbuches, das lückenlos vom 18. April 1875 bis zum 21.7.1973 geführt wurde. Dieses Buch galt lange als verschollen, da man glaubte, es sei bei der Eingemeindung von Diebach mit nach Hammelburg genommen worden und dort im Stadtarchiv verschwunden. Aber das Buch wurde 1995 bei Waldemar Hauk wieder gefunden. Es gewährt uns interessante Einblicke in die Geschichte und Entwicklung der Feuerwehr Diebach.

Hier die Abschrift des Gründungsprotokolls:

    Diebach, den 19. April 1875
    Wurde heute vom Ausschusse der freiwilligen Feuerwehr Diebach Sitzung gehalten und nachstehende Personen, auf das Ausschreiben der Ausschüsser der freiwilligen Feuerwehr Hammelburg, als Vertreter ihrer Feuerwehr gewählt:

     1. Chrisostomus Fischer, Hauptmann
     2. Josef Hofmann, Schriftführer.

    Ferner wurde beschlossen, daß obengenannten Vertretern für einen Gang eine Remuneration von 1 Mark bewilligt wurde.

    Der Ausschuß der freiwilligen Feuerwehr:

    Heinrich Warmuth, Vorstand
    Chrisostomus Fischer, Commandant
    Panphilius Klotz
    Albert Fischer
    Anastasius Hautsch
    Valtin Brandenstein
    Josef Hofmann, Schriftführer

Gründungsprotokoll

Auszug aus dem Gründungsprotokoll von 1875

Chronologie wichtiger Ereignisse des Diebacher Feuerwehrlebens

Diese Auflistung stellt eine kurze chronologische Abfolge der wichtigsten Daten in der Geschichte der Feuerwehr Diebach dar. Aus den Protokolleinträgen, die an anderer Stelle aufgeführt sind, gehen weitere wichtige und interessante Ereignisse aus der Entwicklung unserer Wehr hervor. Diese Protokolleinträge können die damaligen Situationen besser vermitteln als eine nüchtern gehaltene Chronik, deshalb wurde diese Art der Aufarbeitung unserer Geschichte gewählt.

1776 Anschaffung ein vierrädrigen Druckspritze (700 Mark)

1850 Erwerb einer kleinen, zweirädrigen Druckspritze (300 Mark)

1875 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Diebach - Anschaffung eines zweirädrigen Leiterkarrens (100 Mark)

1898 Anschaffung einer Saug- und Druckspritze (1000 Mark)

1914 Mit Beginn des 1. Weltkrieges treten viele Feuerwehrkameraden in den Kriegsdienst ein

1925 Übung und Jubelfeier anlässlich des 50-jährigen Bestehens

1938 Aufstellung von Löschkommandos zur Bekämpfung von Waldbränden

1939 Bedingt durch den 2. Weltkrieg hinterlässt der Heeresdienst Lücken in der Wehr;
             ältere Kameraden und junge weibliche Personen müssen nachrücken

1946 Neuaufstellung der Wehr unter Kommandant Franz Bott

1950 Anschaffung einer Motorspritze TS6-6 der Firma Magirus (6000 DM) und eines
             Tragkraftspritzenanhängers Bj. 1949 der Firma Klöckner-Humboldt-Deutz  A.G.

1951 75-jähriges Gründungsfest und Erwerb einer Fahne, Fahnenpatin bei deren Weihe war Marianne Scherpf, geb. Siebenlist

1955 80-jähriges Gründungsfest und Wasserfest mit Einweihung der Wasserleitung

1964 Anbringung eines Schlauchaufzugs an der Schäfereischeune

1965 90-jähriges Gründungsfest mit Weihe einer neuen Motorspritze TS8-8, Bj. 1964 - der Firma Klöckner-Humboldt-Deutz A.G.

1969 Errichtung der Sirene auf dem Gebäude des Raiffeisen-Lagerhauses

1975 100-jähriges Gründungsfest; erstes Feuerwehrfahrzeug: Opel Blitz LF8, Bj. 1956
             Neubau des Gerätehauses am Schafhof

1985 110-jähriges Gründungsfest

1987 Erstes Wein- und Federweißenfest

1993 Erwerb des Löschfahrzeuges LF8/6 mit umluftunabhängigem Atemschutz;
             Erweiterung des Feuerwehrhauses durch Toilettenanlagen und durch Einrichtung eines
             Atemschutzraumes zur Pflege der Atemschutzgeräte

1996 Weiterer Ausbau des Atemschutzraumes, um diesen zusätzlich als Aufenthaltsraum,
           für Sitzungen und Ausbildungsveranstaltungen nutzen zu können

1999 Anschaffung von 20 Funkmeldeempfängern zur Verbesserung der Alarmierung

2000 125-jähriges Gründungsfest mit historischem Festzug

2005 130-jähriges Gründungsfest mit Gedenksteinweihe am Feuerwehrhaus

2007 - 2013 Feuerwehrhaus Erweiterung und Sanierung

2015 140-jähriges Gründungsfest mit Segnung Feuerwehrhaus

2016 Leistungsrüfung THL - erstmals als eigene Leistungsrüfung der FFW Diebach abgelegt.
 

inventarliste1

Auszug aus der Inventarliste von 1898

Die Diebacher Wehr anno 1880

Schon vor 120 Jahren mussten die Gerätschaften der Feuerwehren gewartet und auf ihre Tauglichkeit überprüft werden. Aus diesem Grund besuchte am 16. August 1880 das Kreisausschussmitglied Bauernschubert die damals noch junge Diebacher Wehr. Heute gewährt uns eine Abschrift des daraufhin erstellten Berichts einen interessanten Einblick in die Ausrüstung und Organisation einer Feuerwehr der damaligen Zeit.
 
Visitation der freiwilligen Feuerwehr zu Diebach
Der Ort Diebach liegt nördlich, 4 1/2 Kilometer von Hammelburg entfernt. Er zählt 90 Nachbarn und 700 Seelen und gehört zum Bezirksamte und Amts-gerichte Hammelburg.
Mitten durch den Ort in nordwestlicher Richtung fließt ein Bach, der sich in die Saale, an deren rechten Ufer Diebach liegt, ergießt; im Orte sind mehrere Brunnen vorhanden, so dass es im Falle eines Brandes nicht an Wasser mangelt.
An Löschgeräten sind vorhanden:
Eine vierräderige Druckspritze älterer Construktion, gefertigt i. J. 1776 zu Fulda; eine zweiräderige kleine Druckspritze.

Spritze groß Spritze klein grau

Beide Spritzen sind zum Dienste tauglich. An der vierräderigen Spritze wäre ein kupfernes Bogenstück zur Sicherung des an der Spritze anzuschließenden Schlauches anzubringen, in dem derselbe, da er bei der jetzigen Vorrichtung in ein aufrecht stehendes Kupferstück eingeschraubt wird, wenn er nicht sorgfältig im Bogen gehalten wird, durch die Gewalt des einströmenden Wassers leicht auseinander gesprengt werden könnte.
Bei der kleineren Spritze dürfte eine Vorrichtung zum Feststellen des Hebels beim Transporte der Spritze anzubringen sein, um der Mannschaft das Nachschieben zu erleichtern.
Für die vierräderige Spritze sind vorhanden 18 m Schläuche, für die zwei-räderige 9 m, was offenbar zu wenig. Einige Schläuche, insbesondere für die kleinere Spritze dürften angeschafft  werden. Die Schläuche sind alle mit dem Namen der Gemeinde gezeichnet.
Bei der kleineren Spritze sind 2 Schraubenschlüssel, bei der großen Spritze keine vorhanden. Die Anschaffung von 2 Schraubenschlüsseln für letztere ist geboten.

An Leitern sind vorrätig:
3 Anstellleitern ohne Unterstützungsstangen, welche mittels Kugelgelenken an den Leiterholmen zu befestigen sind, dürften zur Vervollkommnung des Löschwesens angeschafft werden. Nach Angabe des Bürgermeisters ist bereits Auftrag zur Fertigung einer solchen erteilt.
Vorrätig sind in genügender Anzahl Pechfackeln und Pechkränze.
Zur Erzielung einer besseren Beleuchtung wurden Petroleumslampen empfohlen. Dieselben geben ein schöneres, helleres Licht, brennen fort bei Regen und Wind, erfordern nur einen geringen Aufwand an Öl und geben bei Wind keine brennbaren Stoffe von sich, wie dies bei Pechfackeln und Kränzen der Fall ist. Auch ist der Anschaffungspreis nicht hoch. Zwei Lampen kosten nur 21 Mk.
Die Aufbewahrung sämtlicher Löschgeräte findet in dem neu aus Steinen erbauten, geräumigen, luftigen und trockenen Feuerhause statt, welches Eingangs des Ortes von Windheim hergelegen ist. In demselben herrscht Reinlichkeit und Ordnung.
Die freiwillige Feuerwehr besteht aus 50 Mitgliedern. Ihr zur Seite steht die Pflichtfeuerwehr von 70 Mitgliedern.
Die ersteren sind mit Dienstkleidung, gelbbräunlichen Jacken von Halbwollenstoff und Schirmmützen versehen; die Steiger haben Gurt, Seil und Leine.
Die Pflichtfeuerwehrmänner haben keine Dienstkleidung, auch keine Erkennungszeichen, welch letztere einzuführen wären. Die freiw. Feuerwehr, welcher die Pflichtmannschaft unterstellt ist, wird von einem Commandanten befehligt; den Abteilungen der Steiger und Spritzenmänner stehen Zugführer vor. Die freiw. Feuerwehr hat einen Zeugmeister und 3 Hornisten, ist somit vorschriftsmäßig organisiert.
Die von der freiw. Feuerwehr im Vereine mit einer Abteilung Pflichtfeuerwehrmänner vorgeführten Übungen, sowohl Fußexpedition als Schulübung, sowie ein Angriff auf Gebäude fielen zur vollen Zufriedenheit aus und gaben Zeugnis von dem Fleiße und Eifer der Mannschaft. Das Commando des Commandanten ist sicher und bestimmt.
Die Zugführer sind im Commandieren noch nicht eingeübt, was nachgeholt werden soll. Die Landessignale sollen, was bisher nicht geschehen, von den Hornisten eingeübt werden.
Das Kreisorgan wird zur Zeit nicht gehalten, soll aber nunmehr eingeführt werden.
Anzulegen wären ein umfassendes Inventar und Verzeichnisse der freiw. wie Pflichtfeuerwehrmänner.
Unterstützt wird die freiw. Feuerwehr lediglich von der Gemeinde.
Die distriktive Feuerlöschordnung wird in allen Punkten beachtet.

Diebach, den 16. August 1880.
Bauernschubert
Kreisausschußmitglied

Haftschein

Material- und Uniformausgabe an Feuerwehrfrauen und -männer muss schriftlich festgehalten werden. Dass dies auch schon früher so war, zeigen noch vorhandene  “Haftscheine”, die an Stelle von Karteikarten ausgefüllt wurden. Das älteste uns überlieferte  Exemplar eines Haftscheines aus Diebach stammt von 1935 und ist unten abgebildet.

Haftschein

Probleme und Einsätze der Feuerwehr im Zweiten Weltkrieg

Von 1929 bis 1952 war Christian Hart Schriftführer der Diebacher Feuerwehr. Seine Eintragungen im Protokollbuch sind sehr ausführlich und vermitteln uns einen Eindruck von den Problemen der Feuerwehr vor allem zur Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Diebach, 1. Januar 1940
Als im August 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, mussten nach und nach viele Kameraden der Wehr zum Heeresdienst einrücken. Die freiw. Feuerwehr wurde einsatzbereit gehalten und durch ältere bereits in den Ruhestand getretene Kameraden ergänzt.

Diebach, im Dezember 1944
Da immer mehr Kameraden der Wehr zum Heeresdienst einrücken mussten und die Brandgefahr durch häufige Luftangriffe immer größer wurde, wurde die Wehr durch weibliche junge Personen verstärkt.

Am 20.7.1944 wurden durch feindliche Flieger in der Gegend Diebach  Morlesau eine große Anzahl Brandbomben abgeworfen. In der Scheune des Johann Schneider in Morlesau entstand ein Brand. Die Wehr war rasch zur Brandstelle geeilt und half bei der Bekämpfung des Feuers.

Diebach, im Dezember 1945
Durch Abwurf von Brandbomben im Frühjahr 1945 in Hammelburg entstand ein großer Brand dort. Die hiesige Wehr war rasch an der Brandstelle und leistete Hilfe.

Am 5. April fand ein Bombenangriff auf Windheim statt. Wiederum war die hiesige Wehr raschestens nach dort geeilt und leistet Hilfe bei den Großbränden, die ausgebrochen waren. Auch in der Rettung von Menschen und Vieh setzte sich die Wehr tatkräftig ein. Besonders auch beim Ausgraben von lebenden und toten Menschen, die verschüttet waren, leistete die hiesige Wehr große Arbeit. Über 5 Stunden dauerte der Einsatz dort. Bei diesem Bombenangriff auf die Gemeinde Windheim war der Schaden sehr groß, etwa die Hälfte wurde zerstört, eine große Anzahl Toter waren zu beklagen. Dieses sei noch nebenbei bemerkt.

Wiederaufstellung der Feuerwehr 1946

Nach der Niederlage des Dritten Reichs im Zweiten Weltkrieg 1945 ruhte auch das Vereinsleben der freiwilligen Feuerwehren. Erst ein Jahr später erteilten die Besatzungsmächte den Auftrag, wieder mit der Aufstellung von Feuerwehren zu beginnen. Es traten zahlreiche neue Mitglieder ihren Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr Diebach an. Einige dieser Personen leben noch heute in Diebach und werden nun für ihre über 50-jährige Mitgliedschaft geehrt.
 
Diebach, 24. November 1946
Da nun von der amerikanischen Militärregierung die Wiederaufstellung von freiw. Feuerwehren genehmigt bzw. angeordnet wurde, wurde auch dahier die Wehr wieder neu aufgestellt. Vom derzeitigen 1. Bürgermeister Georg Michael Schaub wurden die neuen Richtlinien bekanntgegeben und bei der Zusammenkunft der alten und der aus dem Krieg zurückgekehrten Kameraden am heutigen Tage wurde der seitherige 1. Kommandant Franz Bott wieder einstimmig zum Führer der Wehr ernannt. Zu seinem Stellvertreter wurde Heinrich Bohn wieder berufen. Als Schriftführer wurde Christian Hart wieder bestellt.

Die alten Kameraden erklärten sich alle bereit, aktiv bei der Wehr zu bleiben. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Bott Augustinus jun., Köhler Friedrich, Zwerner Konrad, Hart Karl, Kube Hellmuth, Schaub Eustach, Hauk Anton, Kraft Richard, Müller Albin, Zeitz Eugen, Müller Wilhelm, Alsheimer Karl, Bohn Erwin, Schaub Walter, Herrlein Erich, Schaub Eugen, Schneider Alois, Beinhauer Karl, Bohn Willi, Gensler Fridolin, Hauk Linus, Amon Adam, Fischer Josef, Dill Josef, Hauk Wendelin, Heilmann Willi, Bott Albrecht, Schaub Siegfried.

Die Übungen sollen nun wieder regelmäßig stattfinden. Ab 4 Uhr hält die Wehr im Gasthause Karl einen öffentlichen Ball ab.

Hart, Schriftführer

Die 2. Hauptübung 1972 mit anschließendem Igelfest

Die Kameradschaft und Kameradschaftspflege werden bei der Freiwilligen Feuerwehr Diebach schon immer groß geschrieben. Ein schönes Beispiel dafür zeigt ein Protokolleintrag vom 7. Juli 1972. Dieser beschreibt eine Übung mit anschließendem spontanen Fest auf der Schafswiese, dem heutigen Dorfplatz

Die Jugend von Diebach, deren Treffpunkt die Baubude am Dorfplatz ist, hat bei der Suche nach einem Namen für ihr jährliches Fest auf der Schafswiese die Bezeichnung Igelfest aus dem unten stehenden Protokoll übernommen.


Diebach, den 7. Juli 1972

Heute wurde um 1830 die 2. Hauptübung abgehalten. Erschienen
 sind 33 Feuerwehrleute.

Die Übung fand am Unterflurhydrant vor dem Anwesen Edwin Bohn statt.

Nach der Übung wurde ein Igelfest auf der Schafswiese abgehalten. Zu diesem Fest stifteten die Jäger von Diebach 50 DM. Besonders möchte ich den ersten Auftritt der jungen Kapelle mit Kurt Siebenlist, Franz-Josef Ebert, Peter Scherpf und Günter Ebert erwähnen, die mit ihren gekonnten Weisen einen hervorragenden Rahmen gaben. Wir waren alle der Meinung, dass man diese junge Kapelle unter allen Umständen fördern solle. Es wurde angeregt, einen Zuschuss für die Anschaffung eines Verstärkers zu gewähren.
Das Igelfest klang aus mit einer Bauernbrotzeit. Das Brot wurde vom Sitzmanns Alois gestiftet, der Schwartenmagen vom Dickles Siegfried und die Leberwurst vom Bohn Edwin.

Manfred Schärpf, Schriftführer